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Studienseite zum Buddhismus Nichiren Daishonins

Nikko Shonin

(1246-1333)
Als zweiter Hohepriester der Nichiren Shoshu gründete er den Haupttempel Taiseki-ji und die Fuji-Schule. Er wurde geboren in Kajikazawa im Bezirk Koma der Provinz Kai, verlor seinen Vater mit vier oder fünf Jahren und wurde anschließend von seinem Großvater mütterlicherseits aufgezogen. Mit sieben Jahren trat er in den Tendai-Tempel Shijuku-in ein, wo er die chinesischen Klassiker, japanische Literatur und Kalligraphie studierte.

1258 besuchte Nichiren den Jisso-ji-Tempel, der eng mit dem Shijuku-Tempel verbunden war, um in dessen Bibliothek Nachforschungen in Vorbereitung seiner Rissho Ankoku Ron zu betreiben. Bei dieser Angelegenheit wurde er von Nikko – damals 13 Jahre alt – unterstützt, der darauf sein Schüler wurde und den Namen Hoki-bo Nikko erhielt.

Von dieser Zeit an diente er dem Daishonin hingebungsvoll. Er begleitete ihn in die Verbannungsorte auf Izu und Sado. Nach der Begnadigung des Daishonins verließ Hoki-bo (Nikko Shonin) gemeinsam mit ihm Sado und begab sich nach Kamakura. Später konnte er Hakiri Sanenaga, den von ihm bekehrten Verwalter des Bereichs, in dem der Minobu-Berg liegt, davon überzeugen, dem Daishonin hier einen Rückzugsplatz zu ermöglichen.

Nikko Shonin zeichnete die Vorlesungen über das Lotos-Sutra auf, die der Daishonin seinen Schülern in Minobu hielt, und stellte sie im Januar 1278 als Ongi Kuden ("Aufzeichnung der mündlich überlieferten Lehren") zusammen. Besonders in Kai, Suruga und Izu startete er große Verbreitungskampagnen, als deren Folge Priester der Tempel Shijuku-in und Ryusen-ji die Lehren des Daishonins annahmen.
Je mehr die Anzahl der Konvetierten - auch unter der Landbevölkerung - stieg, desto mehr wuchs auch der Druck auf die Anhänger Nichirens. Der lokale Hauptpriester des Ryusen-ji-Tempels in Atsuhara, Gyochi, bedrohte die von Nikko Shonin bekehrten Priester und ließ die Laiengläubigen nicht zur Ruhe kommen. Schließlich nahm Gyochi am 21. September 1279 20 Bauern fest, von denen drei am 15. Oktober geköpft wurden. Dieser Vorfall ist als Atsuhara-Verfolgung bekannt.

Gemäß der Überlieferung der Fuji-Schule bestimmte Nichiren Daishonin Nikko Shonin in zwei Transfer-Dokumenten als seinen Nachfolger. Eines der Dokumente wurde im September 1282 auf dem Minobu-Berg verfasst, das andere am Tag von Nichirens Tod, am 13. Oktober 1282 in Ikegami. In diesem Dokument wird auch festgehalten, dass Nikko Hohepriester des Kuon-ji-Tempels in Minobu sein soll.

Nach dem Tod des Daishonins brachten Nikko und die anderen Priester seine Asche zum Minobu-Berg und verstauten sie in einem Grab. Am hundertsten Tag nach Nichirens Tod hielt Nikko eine Gedenkfeier ab. Anschließend sollten sich die Priester bzw. deren Schüler jeden Monat abwechselnd um das Grab kümmern. Dieses "Rotationssystem" sollte zur Reflektion und zum Studium dienen, vielleicht auch dazu, die Einigkeit der Priester zu stärken. Während Nikko diese Aufgabe sehr ernst nahm, versämten es die anderen Priester jedoch sehr schnell, das Grab zu besuchen. Als Nikko 1284 zur dritten jährlichen Gedenkfeier Nichirens Grab besuchte, fand er es in einem desolaten Zustand vor. Zu dessen Schutz beschloss er, in Minobu zu bleiben. Kurz darauf ließ sich auch Niko Shonin in Minobu nieder. Es dauerte jedoch nicht lange, bis zwischen den beiden ein Streit wegen des Verhaltens von Hakiri Sanenaga entbrannte. Sanenaga stellte eine Statue von Shakyamuni Buddha auf, machte Wallfahrten zu Shinto-Schreinen und spendete für die Errichtung von Nembutsu-Monumenten.
Diese Verfehlungen Sanenagas machte Nikko Niko zum Vorwurf, da dieser Nichirens Lehre nach außen nicht so strikt vertrat wie Nikko und eine wichtige Bezugsperson fü Sanenaga war.

Nikko fühlte sich hintergangen - sowohl von Niko als auch von den anderen Priestern. Nissho und Nichiro bezeichneten sich seit 1284 als Tendai-Mönche, die Nichiren als Reformer der Tendai-Schule ansahen. Gemeinsam mit den den beiden anderen älteren Priestern bestimmten sie Niko zum Hauptpriester des Minobu-Tempels. Dies wurde auch von Sanenaga gut geheißen.
Nikko besaß keine Autorität mehr und verließ mit dem Dai-Gohonzon und Nichirens Asche im Frühjahr 1289 Minobu, den "Ort der Verleumdung". Kurz darauf wurde Niko unter Zustimmung der fünf älteren Priester zum Aufseher auf Lebenszeit für den Minobu-Tempel ernannt. Nikko kritisierte die anderen Priester scharf, weil er der Ansicht war, dass er allein die Lehren Nichirens korrekt verstanden hat. Auf Einladung Nanjo Tokimitsus errichtete er auf dessen Grundstück einen kleinen Tempel namens Dai-bo. Seine Schüler errichteten um den im Nachbarbezirk erbauten Haupttempel Taiseki-ji herum ihre Unterkünfte.
Nikko verbrachte in Taiseki-ji nur ein Jahr und zog dann weiter nach Omusu, wo er den Kitayama Hommon-ji-Tempel baute, der von verschiedenen wohlhabenden Laiengläubigen finanziert wurde. Hier war das Zentrum seiner Lehraktivitäten, an dem er bis zu seinem Tod 35 Jahre später blieb.

Nikkos Beziehung zu Nissho, Nichiro und Niko blieb angespannt bis zu seinem Tod. Nikko spürte, dass sie sich unter dem Druck der Autorität und auf Grund ihres oberflächlichen Verständnisses immer mehr von dem entfernten, was er als die orthodoxe Lehre Nichirens bezeichnete. Nach Nikkos Meinung hatten sie Nichirens Geist verraten, indem sie die Rissho Ankoku Ron überarbeitet und die Regierung damit herausgefordert hatten, sich dann aber zurückzogen und als Tendai-Mönche ausgaben. Außerdem war er der Ansicht, dass sie nicht die Bedeutung des "Objekts der Verehrung" verstanden und statt des Gohonzons Statuen von Shakyamuni Buddha verehrten.

Kurz nach 1292 führte ein Streit zwischen Nitcho und seinem Stiefvater Toki Jonin dazu, dass Nitcho zu Nikko zog und sich auf dessen Seite stellte. Zu dieser Zeit bildeten Toki Jonin und die Priester von Kamakura und Minobu die eine Achse des Schismas, während Nikko, Nitcho, Nichimoku und Nippo die andere Achse waren. Nikko und seine Schüler sahen sich in der wahren Linie von Nichiren und betrachteten ihn als "Großen Weisen" (Dai-Shonin), während Toki Jonin und die anderen Priester ihn als "Großen Lehrer" (Dai-Shi) oder als "Weisen" (Shonin) bezeichneten.

Nikko wählte sechs Schüler (Nichimoku, Nikke, Nisshu, Nichizen, Nissen and Nichijo) aus, die den Dai-Gohonzon und Taiseki-ju beschützen sollten. 1298 gründete er das Omusu-Seminar (später als Kitayama Honmonji bekannt), wo er seine Schüler lehrte. Kurz vor seinem Tod verfasste er die 26 Ermahnungen und übertrug die Verantwortung auf Nichimoku Shonin. Er starb im Alter von 88 Jahren.

 

Die 26 Ermahnungen
  1. Die Lehren der Fuji-Schule dürfen sich nicht im Geringsten von den Lehren des verstorbenen Meisters [Nichiren Daishonin] unterscheiden.
  2. Die Lehren der fünf älteren Priester weichen in jeder Hinsicht von den Lehren des verstorbenen Meisters ab.
  3. Es werden [in der Zukunft] Personen erscheinen, die unsere Schule verleumden und sagen, dass die Gosho gefälschte Schriften sind. Sie dürfen sich mit solchen bösen Priestern nicht zusammen tun.
  4. Wer gefälschte Schriften produziert und sagt, dass die die Gosho sind, oder mit der Ansicht praktiziert, dass die theoretischen und wesentlichen Lehren des Lotos-Sutras dasselbe sind, ist ein Parasit im Körper des Löwen.
  5. Sie sollten sich davor zurückhalten, sich in Dichtung oder nichtbuddhistischen Werken zu ergehen oder sich mit Müßiggang und Geschwätz zu beschäftigen, ohne [das Ziel zu haben] Verleumdung zurüchzuweisen.
  6. Laiengläubigen sollte es streng verboten sein, [häretische] Tempel und Schreine zu besuchen. Außerdem sollten Priester keine verleumderischen Tempel oder Schreine besuchen, die von Dämonen bewohnt sind, nicht einmal um sich dort nur umschauen. Das wäre wirklich eine bedauernswerte Verletzung [des Buddhismus des Daishonins]. Diese ist nicht meine eigene Ansicht, sondern sie stammt aus den Sutren und den Schriften [Nichiren Daishonins].
  7. Fähigen Schülern sollte es gestattet sein, sich dem Studium der Gosho und anderer Lehren des Buddhismus zu widmen, ohne dazu gedrängt zu werden, verschiedene Dienste für ihre Lehrer zu verrichten.
  8. Jene mit mangelhaftem Studium, die unbedingt Ruhm und Reichtum erlangen wollen, dürfen sich nicht meine Nachfolger nennen.
  9. Bis sie in den Unterschieden zwischen den vorläufigen und den wahren Lehren gut bewandert sind, sollten Anhänger späterer Generationen diesen Tempel besuchen und die Dankesschuld beiseite schieben, die sie ihren Eltern und Lehrern schulden und sie sollten verschiedene Studien unternehmen, um sich [von den Leiden von Geburt und Tod] zu befreien und den Weg zu erlangen.
  10. Wenn man kein tiefes Verständnis und festen Glauben an die Lehren [Nichiren Daishonins] besitzt, sollte man Tiantais Lehren nicht studieren.
  11. Die Anhänger dieser Schule sollten die Lehren der Gosho in ihr Herz einprägen und so die höchsten Prinzipien erben, die der Meister gelehrt hat. Falls dann noch freie Zeit übrig ist, dann sollten sie die Lehren der Tiantai-Schule untersuchen.
  12. Ihr solltet gerne an Diskussionen teilnehmen und Erklärungen über den Buddhismus geben und ihr solltet euch der Verfolgung weltlicher Anliegen enthalten.
  13. Bis Kosen-rufu verwirklicht ist, sollt Ihr nach voller Fähigkeit das mystische Gesetz verbreiten, ohne das eigene Leben zu schonen.
  14. Was Ausübende betrifft, die das Gesetz höher schätzen als ihr eigenes Leben, auch wenn sie nur bescheidene Lehrer des Gesetzes sind, so müßt Ihr sie hoch schätzen, und so verehren, als wären sie der Buddha.
  15. Ihr solltet einen Lehrer des Gesetzes, der sich um seine Verbreitung bemüht, als heiligen Priester verehren, auch wenn er jünger ist als Ihr.
  16. Auch wenn sie von niedrigem Rang sind, solltet Ihr jene, deren Verständnis des Buddhismus Euer eigenes übersteigt, tief respektieren und sie als Eure Lehrer betrachten.
  17. Ihr dürft nicht einmal dem Hohepriester folgen, wenn dieser sich gegen das Gesetz des Buddhas richtet und willkürliche Meinungen aufstellt.
  18. Auch wenn eine Konferenz [der Gläubigen] einhellig eine Ansicht vertritt, sollte der Hohe Priester sie ablehnen, wenn sie gegen das Gesetz des Buddhas gerichtet ist.
  19. Priester sollten keine schwarzen Kleider tragen.
  20. [Das Gewand] "Jikitotsu" sollte [von Priestern] nicht getragen werden.
  21. Ihr sollt [bei religiösen Zeremonien] nicht mit den Verleumdern des Gesetzes zusammen sitzen, aus Angst, dieselbe Bestrafung zu erleiden wie sie.
  22. Ihr dürft keine Spenden von Verleumdern des Gesetzes annehmen.
  23. Um das buddhistische Gesetz zu schützen ist es zulässig, ein Schwert oder einen Stock zu tragen. [Waffen] sollten jedoch nicht getragen werden, wenn Ihr eine religiöse Zeremonie leitet. Begleitenden Priestern kann es jedoch gestattet werden sie zu tragen, um sich selbst und andere zu beschützen.
  24. [Bei religiösen Zeremonien] sollen junge Novizen keine geringeren Plätze einnehmen als Laiengläubige von hohem gesellschaftlichen Rang.
  25. Meine Schüler sollen als heilige Priester leben und ihr Verhalten nach dem des verstorbenen Meisters richten. Wenn jedoch auch ein Hohepriester oder ein Priester, der sich um Praxis und Verständnis bemüht, zeitweise gegen [das Prinzip] der sexuellen Enthaltsamkeit verstößt, so darf ihm erlaubt werden, [als gewöhnlicher Priester ohne Rang] weiter in der Priesterschaft zu bleiben.
  26. Ihr solltet jene Ausübenden hochschätzen, die in schwieriger Debatte gewandt sind, wie es der verstorbene Meister getan hat.

Literatur

  • Stone, Jacqueline I.: Original Enlightenment and the Transformation of Medieval Japanese Buddhism, Honolulu 1999